Was sind Museumsbahnen?
Beginn des Eisenbahnzeitalters
Als in der frühen Phase der allgemeinen industriellen Entwicklung Robert Stephensons Dampflokomotive "Rocket" 1829 in Rainhill das legendäre Rennen um eine Ausschreibung von Bergwerksbesitzern gewann, wurden die Weichen für den Siegeszug eines Verkehrsmittels gestellt, welches das Leben der Menschen im 19. Jahrhundert in ähnlichem Maße veränderte wie heutzutage das Internet.
Eisenbahnsymbol Dampflok
Geprägt wurde das Bild der frühen Bahn überwiegend durch die mächtigen Dampflokomotiven, die auch heute noch bei vielen Menschen mit dem Begriff Eisenbahn untrennbar verbunden sind. Doch auch die Eisenbahnen waren gezwungen, ihren Betrieb den modernen Prämissen des Verkehrs "schneller, komfortabler, wirtschaftlicher" unterzuordnen. Dies bedeutete für Loks und Wagen, die teils noch aus der Kaiserzeit stammten, das Aus.
Private Initiative
Moderne Fahrzeuge und die rasche Elektrifizierung der Magistralen ließen schon Ende der 1960er Jahre das endgültige Ende des Einsatzes von Dampflokomotiven erahnen. Dies war für einige Eisenbahninteressierte die Aufforderung zum Handeln, da im Bereich der öffentlichen Museen und der Bahnverwaltungen erhebliche Defizite in Bezug auf die Bedeutung und die Vielfalt des zu Erhaltenden erkannt wurden. Um die Erinnerung an diesen wichtigen Teil unserer Industrie- und Verkehrsgeschichte zu bewahren, gründeten sich Vereinigungen auf ehrenamtlicher Basis, die durch den Erwerb ausgemusterter Fahrzeuge Sammlungen zur Eisenbahngeschichte aufbauten, die heute in ihrer Gesamtheit den Bestand der öffentlichen Institutionen weit übersteigen.
Darstellung der Technikgeschichte
Die im VDMT vertretenen Museums- und Touristikbahnen sowie Eisenbahnmuseen leisten mit ihren Sammlungen, ihrer Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Eisenbahngeschichte und ihrem übergeordneten Ziel, der Bewahrung technik- und sozialgeschichtlicher Objekte und Überlieferungen, einen bedeutenden Beitrag zur Kulturgeschichte unseres Landes. Bei den Museumsbahnen ist der Betrieb ein sehr wichtiger Aspekt. Die dazu notwendigen Anlagen und Einrichtungen müssen vorhanden sein und erhalten werden. Durch die Übernahme von Strecken und Infrastruktureinrichtungen verfügen viele Bahnen auch über umfangreiche Gleisanlagen, Gebäude und andere Objekte, die zusammen mit dem Fahrbetrieb und den Reparatur- und Restaurierungsarbeiten aktiv betriebene Freilichtmuseen bilden.
Bewegtes altes Eisen
Museumsbahnen sind Eisenbahnen zum Anfassen. Sie zeigen ihre Objekte nicht nur als starres Eisen in sterilen Hallen, sondern in Bewegung und Betrieb. Das Flair der Eisenbahnfahrten und -reisen vergangener Zeiten ist auch heute noch erlebbar. Unsere Passagiere, die in die 4.-Klasse-Wagen, in den Kleinbahnzug, in einen Salonwagen oder in den legendären Rheingold-Zug einsteigen, können bei den Museumsbahnen alle Formen des Reisens buchstäblich erfahren.
Die Aktiven der Museumseisenbahnen
"Sie sind doch sicher von der Bundesbahn..." war anfangs eine häufig gehörte Bemerkung. Und das Staunen ist auch heute noch groß, wenn sich Schaffner, Lokführerin oder Heizer als Arzt, Werkzeugmacher, Rechtsanwältin, Kraftfahrer, Ingenieurin oder Pastor und oft als Schüler, Lehrling oder Studentin zu erkennen geben. Die meiste Arbeit im Gleisbau, in Lok- und Waggonwerkstatt sowie im Fahrbetrieb wird ehrenamtlich erledigt, d. h. von Menschen, die bei einer Museums- oder Touristikbahn zusammen mit Gleichgesinnten ihre Freizeit verbringen. Und alle Aktivitäten sind schon lange nicht mehr reine Männersache.
Museumseisenbahnen sind richtige Eisenbahnen
Unsere Besucher stellen oft die Frage, ob die Museumsbahnen "denn einfach so mit ihren Fahrzeugen auf den Eisenbahnstrecken fahren dürften." Dem ist natürlich nicht so. Museumsbahnen in Deutschland sind Eisenbahnen wie jede andere auch, nur dass ihre Fahrzeuge etwas älter sind. Für den Betrieb der Museumsbahnen gelten daher grundsätzlich die gleichen Regeln und Anforderungen wie für jede andere Eisenbahn. Im Wesentlichen sind dies das Allgemeine Eisenbahngesetz (AEG) und die ergänzenden Gesetze der Bundesländer sowie die darauf beruhenden Verordnungen und Vorschriften.
Der Dachverband
Der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen e.V. (VDMT) ist die Dachorganisation der nicht-staatlichen Museums- und Touristikbahnen sowie Eisenbahnmuseen in Deutschland. Der Verband wurde 1993 gegründet und hat seinen Sitz in Berlin. Die Geschäftsführung des VDMT liegt bei einem fünfköpfigen, ehrenamtlich tätigen Vorstand. Der VDMT ist Gründungsmitglied im europäischen Museumsbahnverband FEDECRAIL und außerordentliches Mitglied im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Verbandsorgan ist die Zeitschrift Eisenbahn-Kurier.