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Frühjahrstagungen des VDMT mit einem Wintereinbruch sind in den vergangenen 25 Jahren höchst selten gewesen. Ausgerechnet zu diesem Jubiläum mussten die gut 100 Teilnehmer der 74. Museumsbahnertagung vom 16. bis 18. März der geradezu arktischen Kälte trotzen und die beiden Standorte der Museums-Eisenbahn Minden e.V. (MEM) besuchen.

Unter den Gästen die beiden von weither angereisten Vertreter des benachbarten Dachverbandes der Museums- und Touristikbahnen aus Frankreich UNECTO, Vizepräsident Jacques Daffis und Ehrenpräsident Louis Poix, sowie der Präsident des europäischen Dachverbandes FEDECRAIL, Jaap Nieweg aus den Niederlanden.

Die Festrede hielt der langjährige Vorsitzende des VDMT und einer der Initiatoren des deutschen Dachverbandes, Heimo Echensperger, zugleich Vizepräsident von FEDECRAIL. In seinen Ausführungen spannte er den Bogen von der Vorgeschichte der Verbandsgründung bis hin zur Rolle, die dem VDMT heute zufällt. Also von der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Großbritannien geborenen Idee, durch private Initiativen Eisenbahnen zu erhalten, bis hin zur heutigen Bedeutung der Museumsbahnen in kultureller und ökonomischer Hinsicht. Der VDMT ging aus dem Bundesverband Deutscher Eisenbahn-Freunde (BDEF) hervor, um die Museumsbahnen gezielt in ihrer Entwicklung nach der Bahnreform 1993 zu unterstützen, wohlwollend begleitet vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Parallel dazu eröffnete die schon früher in einem Arbeitskreis aufgenommene Auseinandersetzung mit Musemskonzepten den Vereinen neue zielgerichtete Perspektiven. Das Hobby wurde immer mehr zum Unternehmen. In der Anfangsphase scheiterten ebenso viele wie überlebten.

Die Strukturen sind inzwischen gefestigt. Neue Fragen an die Museumsbahnen stellen jetzt das EU-Recht, der Nachwuchs und der Klimaschutz. Das in Deutschland lange gehaltene Betriebsleitermodell wird abgelöst von dem Sicherheitsmanagementsystem, so dass insbesondere für kleinere Eisenbahnen das Verhältnis von Fahrbetrieb und Verwaltungsaufwand ein extremes Ungleichgewicht aufweisen wird und Gegenmaßnahmen geboten sind. Auch das Nachwuchsproblem sucht nach Lösungen. Echensperger sprach den demografischen Wandel, die Migration der Erinnerung, die Know-How-Träger für die Dampflok- und die zugehörigen Fertigungs- und Instandhaltungstechniken ebenso an und wie das langfristig drohende Ende von Kohleförderung und -feuerung.

Als Fazit aus diesen sich abzeichnenden Schwierigkeiten gab der Referent der Versammlung mit auf den Weg, sichtbarer in die Waagschale zu werfen, was die Museumsbahnen der Gesellschaft bieten: Freizeitvergnügen als Beitrag zur Lebensqualität, Bewahren und Vermitteln von Eisenbahngeschichte als Teil der Industriekultur, kultureller sowie ökonomischer Nutzen für die Region und Qualifikationen für ein Berufsleben. Er mahnte die Zuhörer: Nur dann, wenn die Museumsbahnen selbst ihre Interessen vertreten bei jenen Institutionen, die Vorschriften und Gesetze für den Betrieb von Eisenbahnen machen, würden die Rahmenbedingungen für den Betrieb historischer Eisenbahnfahrzeuge bestehen bleiben. Der nun ein Vierteljahrhundert existierende VDMT bilde den dafür notwendigen Rahmen.

Friedenszug im November

Die Gäste aus Frankreich hatten ein großes Projekt im Gepäck, das sie der Versammlung vorstellten: den „Train de la paix“ (Friedenszug) und damit verbunden eine gemeinsame FriedenszugTagung des französischen und deutschen Dachverbandes der Museums- und Touristikbahnen Anfang November dieses Jahres im Elsass. Gefeiert wird der Waffenstillstand von Compiègne vor 100 Jahren. Aus diesem Anlass sollen sich in dem ehemaligen Grenzbahnhof Burnhaupt (Frankreich) zwei historische Züge – je einer aus Frankreich und Deutschland – mit Soldaten-Statisten treffen und in einer spektakulären Inszenierung den Friedensschluss symbolisieren. Aus Deutschland ist der „Preußenzug“ der gerade gastgebenden Museums-Eisenbahn Minden gefragt. Der 11. November wird in Frankreich als gesetzlicher Feiertag begangen. Im Rahmen dieses Gedenktages, der 2018 von besonderer Bedeutung ist, soll die kommende Herbsttagung des VDMT zusammen mit der Jahrestagung von UNECTO stattfinden. Rund um den Friedenszug wird es eine Woche lang Veranstaltungen geben, die die Attraktivität von historischem Eisenbahnverkehr bei den Generationen steigern sollen.

Mit launigen Worten stellte sich Jaap Nieweg, der im vergangenen Jahr den Vorsitz des europäischen Dachverbandes der Museums- und Touristikbahnen FEDECRAIL von David Morgan übernommen hat, den Tagungsteilnehmern vor und überbrachte die Glückwünsche zum Jubiläum. Aus seiner Vita *1) sprachen eine enorme Begeisterung und Engagement für die Eisenbahn. FEDECRAIL wird im kommenden Jahr 25.

Vorträge und Arbeitskreise

Dr. rer. nat. Reinhard W. Serchinger, München, referierte zum Thema „Emissionen von stückkohlegefeuerten Dampflokomotiven“ *1) und brachte zu seinen bisherigen Betrachtungen ergänzende Ergebnisse ein. Peter Zander, Kassel, berichtete aus dem Zander-HEBA Historischen Eisenbahnarchiv *1) , in dessen Aktenbeständen sich zahlreiche Zeichnungsbestände des Reichsverkehrsministeriums aus der Zeit von 1920 bis 1945 von Personen-, Güter- und Gepäckwagen befinden. Mehrere Arbeitskreise tagten unter regem Zuspruch bereits am Freitagnachmittag und beschäftigten sich mit den Themen ECM für Museumsbahnen, Marketing, Steuerfragen und dem Online-Portal Fahrkartendrucker sowie in kleinerer Runde mit der Wagentechnik. Sie wollen ihre Treffen auch in Zukunft fortsetzen.

Der Samstagmorgen war dem Besuch der gastgebenden Museums-Eisenbahn in Minden gewidmet, der Sonntagvormittag dem zweiten Standort in Preußisch Oldendorf, jeweils mit einer Tour über die von MEM befahrene Strecke. So ging es auf den Mindener Kreisbahnen vom Bf Minden-Oberstadt nach Hille und zurück; von Preußisch Oldendorf fuhr der Zug nach Bohmte zum Anschluss an die DB zur Heimfahrt.

Neu im VDMT-Vorstand

Im Rahmen dieser Tagung fand auch die 26. Mitgliederversammlung des VDMT statt. Zum Nachfolger des im vergangenen Jahr verstorbenen Vorsitzenden Günther Steinhauer ist Hans-Jürgen Credé *1) von den Delegierten einstimmig gewählt worden. Ebenso einstimmig war die Wahl des neuen Beisitzers Volker Wente, nachdem Kai Edelmann nicht wieder antrat. Credé war bis zu seinem Ruhestand Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe und Geschäftsführer der Technischen Werke Dresden. Wente ist Geschäftsführer NRW des VDV. Außerdem wurden Johannes Füngers als stellvertretender Vorsitzender und Bernd Furch als Schatzmeister in ihren Ämtern bestätigt.

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Ein Klick auf das Bild mit der Dampflok führt zum Rückblick über 40 Jahre MEM als PDF.

Ein Klick auf das Bild mit dem Triebwagen führt zum Video.MKB Cover

 

 

 

 

 

 

*1) Weiteres von den Präsentationen der 74. Museumsbahnertagung gibt es im internen VDMT-Bereich.

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