Ein Freund unseres Sektors verstorben

Dr. Dieter Ludwig ist am 16. Juli 2020 im Alter von 81 Jahren verstorben. Als Visionär und Macher in vielen Funktionen war Dieter Ludwig in Wirtschaft, Politik und allen Gestaltern des öffentlichen Verkehrs national und international bekannt. Mit seiner Idee, Regionalbahn und Straßenbahn im Interesse der Kunden betrieblich miteinander zu verzahnen, hat er in den frühen 80er Jahren Neuland betreten und in „seinen“ Unternehmen Albtalbahn und Verkehrsbetriebe Karlsruhe beispielhaft umgesetzt, was Skeptiker nicht für möglich gehalten hatten: die faktische und rechtliche Überwindung von Systemgrenzen auf der Schiene. Sein Erfolgsrezept hieß neben fachlicher Überzeugung vor allem „Leidenschaft“ in der Kommunikation, Motivation seiner Teams und Wecken von Emotionen für „die Sache“ ÖPNV.

       Dazu passt sein Engagement für alles, was öffentliche Verkehrsmittel sympathisch macht, insbesondere sein positiver Umgang mit der Eisenbahntradition. Den Ulmer Eisenbahnfreunden räumte er schon früh einen Gaststatus auf der Albtalbahn ein und gab ihnen ein Domizil in der Fahrzeughalle Busenbach. Historische Züge    gehören seither zum ständigen Angebot zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb.  Als die Ulmer Eisenbahnfreunde ein eigenes Unternehmen zur Übernahme der Halterfunktion ihrer Fahrzeuge gründeten, förderte er die Bereitschaft der Albtalbahn GmbH, die Rolle eines Mitgesellschafters zu übernehmen und half damit, anstehende Schritte in die Professionalisierung zu erleichtern.   Im Rahmen der Modernisierung der Albtalbahn schaffte es Dieter Ludwig auch, historische Bahnhofshallen u. a. des ehemaligen DB-Bahnhofs Baden-Baden zu beschaffen und in Ettlingen und Bad Herrenalb wieder aufbauen zu lassen. Beide Stationen wurden damit gefühlvoll aufgewertet und den Kunden seither ein geschützter Zugang zu den Fahrzeugen ermöglicht.

       Große Verdienste für den Sektor der Museums- und Touristikbahnen (MTB) erwarb sich Dieter Ludwig auch als Vermittler in einem Konflikt zwischen DB/HSB/DEV und den Denkmalbehörden des Landes Sachsen-Anhalt: Der bereits zwischen der Deutschen Bahn und dem DEV geschlossene Vertrag zum Eigentumsübergang der Mallet 99 5906 musste  ̶  obwohl rechtskräftig  ̶  nach großen politischen Widerständen in der unmittelbaren Nachwendezeit rückabgewickelt werden. Er war es, der die baugleiche Karlsruher Denkmallok (ehem. AVG Nr. 7) in die Diskussion brachte und an der weiteren Befriedung des Themas mithalf. Die Maschine befindet sich seit einigen Jahren in Bruchhausen-Vilsen in Aufarbeitung und wird die Erinnerung an ihn wachhalten.

       Viele Museumsbahner konnten Dieter Ludwig live erleben. Trotz übervollem Terminkalender sah man ihn auch auf Versammlungen von Museumseisenbahn-Verbänden, in denen er seine Hörer durchaus humorvoll mit seinen Durchsetzungsstrategien begeisterte. Wer mit seiner Berufswahl zu Gunsten der Eisenbahn noch zauderte, entschloss sich spätestens nach einem Abend an seinem Tisch, Eisenbahner zu werden.

       Mit Dieter Ludwig hat auch der Sektor MTB einen Überzeugungstäter verloren. Wir werden in angenehmer Erinnerung behalten.

(Hans-Jürgen Credé)

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